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Funkwetter & Ausbreitungsvorhersage

Aktuelle Funkwetterdaten

SN 156 SFI 223 Ak 120 K 9

Das aktuelle Funkwetter

mit Tom Kamp (DF5JL)
erstellt am 11.05.2024

Aurora, Protonen- und Magnetstürme

Rote, teils grüne Nordlichter bis zu den Alpen, ein Aussetzen der Kurzwellenkommunikation, Sonnenwindgeschwindigkeiten von mehr als 700 Kilometer pro Sekunde, Protonenstürme und eine Warnung, wie sie die US-Wetterbehörde fast 20 Jahre lang nicht mehr ausgesprochen hatte - wir reden nicht von der Fortsetzung des Kino-Blockbusters Armageddon, sondern vom Einstieg in dieses Wochenende. Willkommen beim aktuellen Funkwetterbericht für diese Woche.

Letztes Wochenende noch zeigten sich auf der Sonnenscheibe die seit Wochen üblichen aktiven Sonnenfleckenregionen. Dann fing die Region AR3663 an, sich rasend schnell in die Länge zu ziehen. Binnen weniger Stunden entstand ein mehrere 10.000 Kilometer langer Terminator, an dem sich unterschiedliche magnetische Polaritäten quasi direkt gegenüberstanden. Ungleiche magnetische Pole ziehen sich bekanntlich an, daher kommt es dort zur schlagartigen Umorientierung der Magnetfelder. Und genau das sind die Zündladungen für solare Flares. Es folgten über 30 M und vier X-Flares, das stärkste war am Montag ein X4.4. Es kam zeitweilig zu einem Radio Blackout der mittleren Klasse R3.

Ebenso entwickelte sich in der Südhemisphäre der Sonne eine weitere beachtenswerte Sonnenfleckenregion namens AR3664, die am 1. Mai von der Sonnenrückseite hereingedreht war. Zwischen dem 6. und 8. Mai vereinigte sie sich mit zwei weiteren aktiven Regionen und vervierfachte so ihre Fläche. Drei X und 29 M Flares alleine am Mittwoch machten sie zur bislang größten und aktivsten Region dieses Zyklus.

Neben häufigen Radio Blackouts und einem solaren Flux von 233 am Donnerstag produzierte das einen koronalen Masseauswurf nach dem anderen.

Am Donnerstag warnte dann die US-Wetterbehörde NOAA für Samstag Morgen vor einem schweren Magnetsturm (k=8). Als mögliche Folgen nannte sie: weit verbreitete Probleme mit der Spannungsregelung in Stromnetzen, induzierte Pipelineströme, eingeschränkte HF-Funkausbreitung, stundenlange Beeinträchtigungen der Satellitennavigation, eine gestörte Langwellen-Funknavigation sowie Polarlichter bis runter auf 45° geografischer Breite. Solch eine Warnung wurde von der NOAA zuletzt 2005 ausgesprochen.

Hintergrund für die Warnung: In den Modellen der Weltraumwetter-Beobachter steuerten insgesamt sechs koronale Masseauswürfe (CMEs) auf die Erde zu. Alles schien möglich: Dass sich mehrere CMEs zu einem sogenannten „Kannibalen-CME“ vereinen oder das sie einzeln auf die Erde treffen.

Am Freitag Nachmittag gegen 1700 UT wurde dann die Ankunft eines ersten CMEs registriert, dann folgte es Schlag auf Schlag: Die Warnungen wurden von G3 zunächst auf G4, dann auf G5 erhöht, die Magnetometer mehrerer Messstationen spielten verrückt und zeigten extreme Ausschläge. Am Abend erschienen zunächst schwach, dann immer stärker, Nordlichter bis über Mitteleuropa. Auf den Kurzwellenbändern brachen Funklinien zusammen, die Signale zeigten typisches Aurorabrummen und -zischen.

Der Magnetsturm wird die Ausbreitungsbedingungen bis in die neue Woche hinein beeinträchtigen, mit hoher Dämpfung und kaum oder gar nicht mehr öffnenden Bändern oberhalb 15 MHz. Die große aktive Region AR3664 wird sich Anfang der Woche Richtung Sonnenrückseite verabschieden, zwei neue Regionen aber dafür sichtbar werden, was die Sonnenaktivität hoch halten dürfte. Die USAF sagt einen solaren Flux für die kommende Woche von über 200 Einheiten voraus. Die geomagnetische Aktivität wird jedoch bereits über den Sonntag langsam abnehmen.

Nach dem vollständigen Abklingen des Magnetsturms sind dann wieder alle Bänder bis 13 Meter einsatzbereit, bei weiterhin unruhigem Erdmagnetfeld kann es auch auf 13 Meter Ausfälle geben. Auf 11 Meter dürften wir bis in den August hinein mit sporadischen Short-Skip-Bedingungen rechnen.

Allen einen störungsfreien Empfang, bis zum nächsten Samstag, 73 Tom DF5JL - mit aktuellen Infos von DK0WCY, SWPC/NOAA, NASA, USAF 557th Weather Wing, STCE/KMI Belgien, IAP Juliusruh, SANSA South African National Space Agency, WDC Kyoto, DL1VDL/DL8MDW/DARC-HF-Referat, FWBSt EU/DF5JL.


Aktueller Status Ausbreitungsbedingungen Kurzwelle nach Band


Aktueller Status Bandöffnungen 50 MHz und VHF

Spodardic-E 50 MHz:


Spodardic-E 144 MHz:


© http://www.gooddx.net

Weiterführende, anschauliche Erklärungen zu den hier verwandten Begriffen und deren Möglichkeiten der Interpretation finden Sie im Kapitel Funkwetter einfach erklärt.

Aktuelle Messwerte DKØWCY

Herausgegeben von der Aurorabake DKØWCY. Die Bake strahlt die aktuellen Messwerte auch auf Kurzwelle aus. Sendezeiten und Frequenzen finden Sie unter www.dk0wcy.de.

© DKØWCY, mit freundlicher Genehmigung