erstellt am 07.09.2024
Von koronalen und ionosphärischen Löchern
Der solare Flux erreichte auch in der vergangenen Woche deutlich Werte über 200 Einheiten, was sich positiv auf die oberen Bänder auswirkte. Schon um 0600 UT lag die lokale MUF3000 oberhalb von 21 MHz. Auch die Sonnenfleckenrelativzahl erreicht inzwischen Höchstwerte. Der Monatsdurchschnitt lag im August bei 215,5, der höchste Stand seit 23 Jahren. Dennoch warten wir noch immer darauf, dass das 10-m-Band dauerhaft öffnet und man mit sehr kleinen Sendeleistungen nahezu jeden Punkt auf der Erdkugel erreicht. Das dürfte allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein, bis diese positiven Ausbreitungsbedingungen eintreten.
Während das vergangene Wochenende eine teilweise stürmische Geomagnetik mit sich brachte, war das Erdmagnetfeld bis auf den Mittwochmittag meist ruhig. Ob das so bleibt, hängt unter anderem von dem koronalen Loch CH65 ab, welches sich im nordwestlichen Sonnenquadranten befindet – und damit in einer erdgerichteten Position. Es ist die Ursache für einen noch schwachen Sonnenwind, der aber im Laufe des Wochenendes anziehen und sich zu einem kräftigen Hochgeschwindigkeitsstrom, einem HSS entwickeln könnte. Dann könnte die Erdmagnetik ein aktives bis stürmisches Niveau erreichen und die Ausbreitungsbedingungen negativ beeinflussen. Doch bereits zum Wochenanfang sollte die Aktivität dann wieder auf ein weitgehend ruhiges bis angeregtes Niveau sinken.
Für die kommende Woche sind solare Fluxwerte von 230 bis 250 Einheiten vorhergesagt, 21 MHz öffnet dann, bei ungestörter Geomagnetik, kurz nach Sonnenaufgang bis etwa 21 UT, 15 MHz bis gegen Mitternacht und länger. Immer wieder kann es zu Sporadic E kommen, aber langsam läuft die Saison jetzt aus.
Die Wahrscheinlichkeiten für Sonneneruptionen haben etwas abgenommen, sie liegen für M-Flares bei 65%, für X-Flares bei 10%.
Abschließend noch ein Hinweis auf eine Studie, die am 30. August im internationalen Wissenschaftsmagazin NATURE vorgestellt wurde. Gegenstand ist die gewaltige Explosion, die im vergangenen Jahr die Mega-Rakete Starship von SpaceX in einer Höhe von rund 150 Kilometern zerstörte. Diese riss für fast eine Stunde ein Loch in die Ionosphäre, das sich von der mexikanischen Halbinsel Yucatán bis in den Südosten der USA erstreckte – eines der größten jemals entdeckten ionosphärischen „Löcher“, so die Studie. Während einige Wissenschaftler die chemischen Auswirkungen der großen Feuersbrunst als Hauptursache für das Loch sehen, geht Yury Yasyukevich, Atmosphärenphysiker am Institut für solar-terrestrische Physik in Irkutsk und Studien-Koautor davon aus, dass die Ursache in einer durch die Explosion ausgelöste Schockwelle zu suchen sei, die sich schneller als mit Schallgeschwindigkeit ausbreitete. Yasyukevich ist vor allem vom Ausmaß der Störung überrascht. „Das bedeutet, dass wir die Prozesse in der Atmosphäre nicht verstehen“, so Yasyukevich. Die Studie wurde erstmals am 26. August in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht.
Ionosphärische Störungen können nicht nur die Satellitennavigation, sondern auch die Kurzwellenkommunikation und die Radioastronomie beeinträchtigen. Mit der zunehmenden Zahl von Raketenstarts könnten diese Effekte zu einem größeren Problem werden, heißt es in dem Nature-Artikel. Interessierte finden ihn unter https://www.nature.com/articles/d41586-024-02841-4.
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